Das Kalkwerk by Thomas Bernhard

Das Kalkwerk by Thomas Bernhard

Autor:Thomas Bernhard [Bernhard, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783518734568
Herausgeber: Suhrkamp
veröffentlicht: 2011-12-31T23:00:00+00:00


Wenn er die Zettel in der Hand habe, werde er sie ordnen und einem befreundeten Psychologen in Gugging (so Fro wörtlich), der aus Linz stamme, zukommen lassen, naturgemäß heimlich, sagt Fro, so, daß Konrad davon nichts weiß, mich habe er nur aus dem einen Grund, weil er glaube, ich sei verschwiegen, in der Sache ins Vertrauen gezogen, er werde sämtliche dann von ihm geordneten Zettel nach Linz zu dem mit ihm befreundeten Psychiater bringen und möglicherweise, wenn der Psychiater tatsächlich großes Interesse an den Zetteln habe, diese photokopieren lassen, damit er die Originale wieder ins Kalkwerk zurückstellen könne; jetzt warte er, Fro, auf Antwort von Konrad, aus dem Kreisgericht eine Post zu erhalten, dauere allerdings mindestens zehnmal so lange wie von überall sonst, sagt Fro. Er, Fro, glaube schon, daß Konrad auf seinen, Fros, Vorschlag eingehen und ihm die Erlaubnis geben werde, die die sogenannte Studie betreffenden Zettel an sich zu nehmen, denn Konrad glaube, Fro nehme ihn ernst, seien seine, Konrads, Zettel in Fros Händen, seien sie in den besten und so fort, übrigens sagt Fro, dem ich die neue Lebensversicherung heute bis in die kleinsten Details erklärt habe, ich habe aber nicht den Eindruck, daß Fro mit mir abschließen wird, dazu ist er zu vorsichtig, übrigens sagt Fro, was auch Wieser sagt, daß Konrad die Bluttat vorausgeträumt habe, Konrad habe vor etwa einem Jahr folgenden Traum gehabt: Konrad stehe in der Nacht auf, weil er einen die Studie betreffenden Einfall habe, setze sich hin und fange tatsächlich an, die Studie niederzuschreiben, es gelinge ihm, die Hälfte der Studie niederzuschreiben, er habe, während er schon die Hälfte der Studie niedergeschrieben hat, das Gefühl, jetzt auch noch den Rest, also auch noch die andere Hälfte der Studie und also die komplette niederzuschreiben und er gibt nicht nach und schreibt und schreibt und es ist ihm möglich, die komplette Studie auf Papier zu bringen, wie er die ganze Studie fertig hat, fällt ihm vor Erschöpfung sein Kopf auf den Schreibtisch, als ob er, Konrad, ohnmächtig wäre, bleibt sein Kopf auf dem Schreibtisch liegen, das sieht Konrad, einerseits ist er ohnmächtig vor Erschöpfung und sein Kopf liegt auf der gerade niedergeschriebenen Studie, andererseits beobachtet er, wie sein vor Erschöpfung auf die komplett fertige Studie gefallener Kopf bewegungslos ist, Konrad ist bewußtlos und in der Lage, seine Bewußtlosigkeit zu beobachten, alles im Zimmer zu beobachten, es ist folgender Zustand: Konrad hat die Studie tatsächlich, wie er es sich oft und oft, jahrzehntelang vorgestellt gehabt hat, niederschreiben können, in einem einzigen Zuge, ist nach dem letzten Wort völlig erschöpft und wird ohnmächtig und beobachtet sich in dieser Ohnmacht von allen Seiten seines Arbeitszimmers aus, diesen Zustand bezeichnete Konrad als den Idealzustand seines Lebens; stundenlang habe Konrad sich in dieser Ohnmacht im Besitze der niedergeschriebenen Studie beobachtet, deutlich habe er, als er mit dem Text der Studie fertig gewesen war, auf das Deckblatt der Studie, in seiner altmodisch-großen Schnörkelschrift, wie Fro sagt, den Titel Das Gehör geschrieben, stundenlang habe sich Konrad in diesem Zustand von



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